Achtung! Für Teil II der Ultimativen Melbourne Do’s and Don’ts, die zu den meist gelesensten Artikeln der “Deutsche in Melbourne” Seite gehören, ist Vorwissen erforderlich: James Browns “It’s a man’s, man’s world”. Get ready, brothers and sisters!
Was den Klassiker des amerikanischen Godfathers of Soul mit australischer Etikette, australischem Esprit und Taxifahren verbindet, verrät “Deutsche in Melbourne” Redakteurin Claudia Raab.
Was, wenn Branswell, Carolina, USA “unser” Spotswood wäre?
“It’s a man’s, man’s world”! Und so wie James Brown singt, muß jeder davon überzeugt sein: diese Welt, in der wir leben, ist die eines Mannes. Ich revidiere: Jeder, der außerhalb Melbournes lebt. Denn hier – das läßt sich ebenso wenig leugnen wie Footballer Ben Cousins Drogenproblem – hier leben wir eindeutig in einer Welt, die eine “mate’s, mate’s world” ist. Ich garantiere: James Brown wäre er, statt in Barnswell, Carolina, USA, in Spotswood, Victoria, Australien geboren, wir alle würden heute singen “It’s a mate’s, mate’s world”.
“Mate”- vier Buchstaben, die in dieser Kombination schnell in den Sprachschatz aller männlichen Nicht-Australier, die sich so rasch wie möglich assimilieren wollen, aufgenommen werden sollten. “Mate” – kurzes Wort mit vielen Bedeutungen: Kamerad, Kumpel, Kumpane. Kerl, Kollege, (bester) Freund, Partner, Vertrauter. Die Liste der deutschen Übersetzungen ist genauso lang wie die mit Strichen für jedes “mate”, das man hier am Tag hört.
Mates: Multi-Millionäre und Maurer – möglich in Melbourne
Lange Liste auch für alle männlichen Personen, auf die die Bezeichnung paßt. Fishing mates, klar, gehen zusammen angeln und begrüßen sich auch so: “G’day, Frank, mate. How are you, mate? How is the fishing going, mate? Caught some snapper today, mate?” Und das Wort passt auch dann, wenn besagter Frank-mate nahezu ein halbes Jahrhundert älter ist oder im Real Estate Business Millionen umsetzt, während man selbst seine Brötchen als Maurer verdient.
Mates können auch die eigenen Söhne sein, oder deren Freunde, deren Namen man vergessen hat oder die Nachbarn im Football-Stadium, deren Namen man erst gar nicht weiss, aber mit denen man lautstark die Ansicht teilt, daß die Bulldogs echt mal wieder einen “huge ball” machen müssen.
“Mate” verbindet. Den Unidozenten mit dem Sparky (Elektriker), der ihm die Leitungen im Labor legt. Den Taxifahrer aus Budapest, der den Stockbroker aus Kew durch Melbournes CBD chauffiert. Und genau das ist es, was in Melbourne zum guten Ton gehört! Sich mit anderen verbinden – sprich sich auf einen Level zu begeben. Ohne auf Titel und Prestige Wert zu legen, einfach zwanglos ein paar Worte wechseln – egal, ob P für Pierre Cadin oder Punk Rock steht.
Mate verbindet, aber: Achtung, Falle!
Doch Achtung, Falle! “Mate” ist hier in Melbourne viel mehr als ein Wort. “Mate” – das ist ein Stück australischen Esprits. Wer das Wort nicht lebt und einzig leere Worthülsen verschießt, der wird nie dazu gehören. Wer sich nicht frei machen kann, von stereotypen Klassen-Denken, von “Kleider machen Leute” Slogan, dem wird das Einleben schwer fallen und einiges verloren gehen.
Da hilft nur üben, üben, üben und über den eigenen Schatten springen. Am besten gleich beim nächsten Taxifahren. Denn zu oft, entlarven sich gerade hier Neuankömmlinge als Neuankömmlinge, wenn sie das ultimative anti-mate-mäßige Don’t begehen: Im Taxi auf dem Rücksitz Platz nehmen.
Was in Deutschland, England und den USA gang und gäbe ist, gilt hier als verpönt, weil zu versnobt und anti-mate. Angesagt ist schlicht und einfach der Platz vorn neben dem Fahrer. Und schon ist die “mate’s, mate’s world” im Gleichgewicht – zumindest für den Augenblick.
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